Nach der Trennung: Das will ich nicht mehr!

Das Leben hält Steine für uns parat, die immer wieder gerne in unseren Weg gelegt werden. Bei einer Trennung als Eltern fühlen sich diese Stolpersteine wie ein riesengroßer Felsbrocken an, bei dem man gerade am Anfang niemals glaubt, ihn überwinden zu können. Die Ängste, die Machtlosigkeit, die Gewissensbisse oder die erstickende Trauer über das Ende des klassischen Familienlebens können einen derart lähmen, dass man für eine gewisse Zeit einfach nur funktioniert.

Während dieser Zeit steht man zusätzlich vor der Aufgabe, sein Leben neu zu gestalten. Sätze wie: „Sehe die Trennung als Chance“, „Richte dein Leben so aus, wie es dir gefällt“, quälen einen eher, als dass sie motivieren. Wie bitte schön soll man herausfinden, was man überhaupt vom Leben möchte? Woher soll man wissen, in welche Richtung man nun gehen soll? Und wie soll das überhaupt funktionieren, wenn man auch noch zum Wohle der Kinder entscheiden möchte? Schließlich kann man nicht einfach die Sachen packen und nach Neuseeland auswandern, nur weil man dort ein super Jobangebot hat oder die Freiheit ruft. Man hat Kinder und diese werden selbstverständlich immer in die Entscheidungen mit einbezogen.

Getrennte Eltern stehen also vor dem Problem, dass sie nicht zu 100 % selbstlos darüber entscheiden können, was sie nach der Trennung machen wollen. Wo sie leben möchten, wie die Karriere weiter gehen soll oder ob sie einfach ein Jahr Auszeit in Timbuktu nehmen. Da sind unsere Kinder, unser größter Schatz, denen wir eine schöne Kindheit (trotz Trennung der Eltern) ermöglichen wollen. Ein weiteres Problem ist, dass die wenigsten Menschen genau wissen, wie ein erfülltes Leben für sie aussehen soll. Welche Arbeit bereitet mir Freude und dient nicht nur als reiner Broterwerb? Welches Hobby erfüllt mich so sehr, dass ich mich trotz des stressigen Alltags dazu animieren kann, diesem nachzugehen? Welcher Männer-Typ lässt mein Herz höherschlagen und welche Eigenschaften sollte mein neuer Partner haben? Essenzielle Fragen wie: wer will ich sein?, was will ich in meinem Leben erreichen? oder was ist mein Lebensziel?, kommen erschwerend zu der Neugestaltung des neuen Lebensabschnitts hinzu.

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Nicht zu wissen, was man möchte, kann zur großen Qual werden. Die Antworten auf diese Fragen zu finden, sind so schwer, wie den Kilimandscharo zu erklimmen. Das Hochklettern dieses Bergmassivs an sich hat viel mit Disziplin und Mut zu tun. Für das Gelingen allerdings ist die Vorarbeit entscheidend, die man in seinem stillen Kämmerchen macht. So wie der Bergsteiger sich mit Ausdauer- und Krafttraining vorbereitet, so musst du dir am Anfang der Trennung erst einmal viele kleine Fragen beantworten, damit du die großen „Big-Player-Fragen“ deines Lebens beantworten und deinen inneren Kilimandscharo erklimmen kannst.

Und hier möchte ich dir einen Tipp für den Anfang mit auf den Weg geben. Wie schon erwähnt ist es schwer zu wissen, was man möchte. Aber toll ist, dass wir alle wissen, was wir nicht möchten! Du möchtest keinen Mann mehr, der jeden Samstag zum Fußballspiel ins Stadion geht? Oder du möchtest keine Frau mehr, die so unspontan ist, dass ein kurzzeitig angekündigter Besuch von Freunden nicht möglich ist? Dann hast du einen Punkt mehr auf deiner Liste wie dein neuer Partner / neue Partnerin nicht sein sollte. Dich strengen die vielen Präsentationen an, die deine derzeitige Job-Position beinhaltet? Schreibe es auf deine Liste, dass du dies zukünftig weniger möchtest. Du hast eine Freundin, die weiterhin im freundschaftlichen Kontakt mit deinem Ex-Mann steht und es stört dich, dass sie ihn immer wieder erwähnt? Dann schreibe dir auch diesen Punkt auf.

Das Gute bei dieser Vorgehensweise ist, dass du automatisch Schlechtes in deinem Leben erkennst und so die Möglichkeit hast, es zu ändern oder gar zu eliminieren. Dies ist der erste Schritt zu einem glücklicheren Leben. Außerdem fängst du an zu erkennen, was dir wichtig ist: Ein Mann, der samstags mit dir und deinen Kindern Zeit verbringt; eine Frau, mit der du auch einmal spontan sein kannst; eine Job-Position, die einen anderen Schwerpunkt hat und Freunde, die deinen Ex-Mann außen vor lassen.

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Es ist völlig egal, ob du derjenige bist, der die Trennung herbeigeführt hat oder derjenige, der verlassen wurde. Beide Seiten haben mit unterschiedlichen Emotionen zu kämpfen und beide Seiten müssen den neuen Lebensabschnitt neu gestalten und eine neue Richtung geben. Das große Ziel beider Eltern muss sein, glücklich und zufrieden im neuen Lebensabschnitt anzukommen, damit die gemeinsamen Kinder keine unzufriedenen und streitenden Eltern haben, sondern sich eine positive Eltern-Ebene entwickeln kann, mit der Voraussetzung, dass sowohl Mama als auch Papa wieder glücklich sind.

Natürlich kann es sein, dass einer von euch Eltern schon weiter auf der Glücklichkeits-Skala ist als der andere. Weil ein neuer Partner da ist, weil man seinen Beruf bereits gerne ausübt und man einen tollen Freundeskreis hat, der einen durch die schwere Zeit der Trennung trägt. Wenn du aber der Part bist, dessen Leben komplett aus den Angeln gehoben wurde, dann ärgere dich nicht darüber. Oftmals hat gerade derjenige die bessere Chance auf ein später andauerndes Glück. Denn die Arbeit, die man jetzt in den Aufbau seines neuen Lebens steckt, zahlt sich später mehr als aus. Durch das bewusste Auseinandersetzen mit seinem Leben und speziell den Gründen der Trennung verringert man die Möglichkeit, dass einem gleiches noch einmal widerfährt. Wenn man sich beispielsweise direkt nach der Trennung in eine neue Beziehung stürzt, ohne die alte verarbeitet und aus den Fehlern gelernt zu haben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man in ein paar Jahren vor einem gleichen Ende steht und mit einem identischen Muster die nächste Beziehung gegen die Wand fährt oder ähnlich verletzt wird.

Wenn du der Part bist, dem der Boden unter den Füßen weggezogen wurde, dann bist du nun gezwungen, dein Leben auszumisten und das Chaos zu beseitigen. Durchleuchte alte Glaubenssätze, erinnere dich daran, wer du bist, was du liebst und gerne tust, erkenne deine Stärken und lenke dich an den Kinderfreien-Tagen nicht ab, sondern verbringe Zeit mit dir, der Verarbeitung von Geschehenem und deiner Neuausrichtung. In ein paar Jahren wirst du erkennen, dass du in der schlimmsten Zeit deines Lebens ein bombenfestes Fundament erschaffen hast, das dich auf der Glücklichkeits-Skala vielleicht sogar an deinem Ex vorbei sprinten lässt.

Ziehe dich in der nächsten Zeit also immer wieder in dein kleines Kämmerchen zurück, stelle dir die Frage, was du nicht mehr möchtest und finde damit immer mehr heraus, was du eigentlich von deinem neuen Lebensabschnitt erwartest und was dich glücklich macht. Und irgendwann hast du den Mut, die Stärke und Kraft deinen ganz persönlichen Kilimandscharo hochzuklettern, um zu dem Punkt zu gelangen, an dem du dich wieder glücklich, geliebt und am richtigen Ort fühlst.

Alles Liebe für Dich,

Mein TIPP zum Schluss: Ich habe damals alle meine Gedanken niedergeschrieben. In einem Notizbuch erfasste ich meine Erkenntnisse über die Gründe der Trennung. Schrieb auf, was mir nicht guttat und das, was mir Freude bereitete. Ideen und Wünsche für die Zukunft fanden natürlich auch genügend Platz, und wenn ich in einem Buch auf einen hilfreichen Tipp oder eine Weisheit gestoßen bin, schrieb ich auch dieses in mein Notizbuch. So füllte sich mein Buch von Monat zu Monat und es formte sich daraus ein glückliches Leben als getrennte Mama, das ich nach meinen Bedürfnissen aufbaute. Mein Tipp an dich ist also: Besorge dir ein Notebook, dass du immer griffbereit hast, bringe alles zu Papier und beginne damit deine innere und äußere Transformation herbeizuführen.

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